Kernaussagen
- CBD zeigt vielversprechende Wirkung bei therapieresistenter Epilepsie, mit einer nachgewiesenen Anfallsreduktion von bis zu 49% in klinischen Studien
- Cannabidiol ist im Gegensatz zu THC nicht psychoaktiv und wirkt über das körpereigene Endocannabinoidsystem auf die neuronale Erregbarkeit
- Die empfohlene CBD-Dosierung liegt bei 25-50 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen
- CBD-haltige Medikamente sind in Deutschland verschreibungspflichtig und können bei therapieresistenter Epilepsie von den Krankenkassen erstattet werden
- Die häufigsten Nebenwirkungen von CBD sind Müdigkeit, Appetitveränderungen und Durchfall – regelmäßige Kontrollen der Leberwerte sind erforderlich
Du hast bestimmt schon von CBD gehört – dem vielversprechenden Wirkstoff aus der Hanfpflanze der in den letzten Jahren für viel Aufsehen gesorgt hat. Besonders Menschen mit Epilepsie setzen große Hoffnungen in die therapeutischen Möglichkeiten von Cannabidiol. Aber was ist wirklich dran an den positiven Berichten?
Die Wissenschaft hat in den vergangenen Jahren erstaunliche Fortschritte im Verständnis von CBD und dessen Einfluss auf das zentrale Nervensystem gemacht. Während einige Studien vielversprechende Ergebnisse zeigen könnten diese Erkenntnisse für viele Betroffene ein Wendepunkt sein. Doch bevor du dich für CBD als alternative Behandlungsmethode entscheidest solltest du die wichtigsten Fakten kennen. Was genau bewirkt CBD bei epileptischen Anfällen und für wen könnte es eine sinnvolle Option sein?
Was ist CBD und wie wirkt es im Körper
CBD (Cannabidiol) ist ein natürlicher Wirkstoff aus der Hanfpflanze Cannabis sativa. Es interagiert mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem und beeinflusst verschiedene physiologische Prozesse.
Der Unterschied zwischen CBD und THC
CBD unterscheidet sich grundlegend von THC (Tetrahydrocannabinol) in seiner Wirkungsweise. Hier sind die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale:
Eigenschaft | CBD | THC |
---|---|---|
Psychoaktivität | Nicht psychoaktiv | Stark psychoaktiv |
Rechtlicher Status (DE) | Legal (<0,2% THC) | Verschreibungspflichtig |
Rezeptorbindung | CB1 indirekt | CB1 direkt |
Nebenwirkungen | Minimal | Deutlich ausgeprägt |
CBD bindet sich nicht direkt an die CB1-Rezeptoren des Gehirns, sondern moduliert deren Aktivität. Dies erklärt die ausbleibende berauschende Wirkung. THC hingegen dockt direkt an diese Rezeptoren an, was die psychoaktiven Effekte verursacht.
Das endocannabinoide System
Das Endocannabinoidsystem (ECS) reguliert zahlreiche körperliche Funktionen:
- Neurotransmitter-Ausschüttung: CBD beeinflusst die Freisetzung von Botenstoffen wie Serotonin Dopamin
- Rezeptoren: CB1-Rezeptoren (Nervensystem) CB2-Rezeptoren (Immunsystem) reagieren auf Cannabinoide
- Signalübertragung: Das ECS steuert die neuronale Kommunikation zwischen Nervenzellen
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass das ECS eine zentrale Rolle bei der:
- Regulierung der Schmerzwahrnehmung
- Steuerung von Entzündungsprozessen
- Kontrolle der neuronalen Erregbarkeit
spielt.
Die Interaktion von CBD mit dem ECS erklärt seine potenziell therapeutischen Effekte bei neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie.
Epilepsie und ihre Auswirkungen

Epilepsie äußert sich durch wiederholte, spontan auftretende Störungen der Hirnfunktion. Diese neurologische Erkrankung führt zu verschiedenen Arten von Anfällen, die durch übermäßige Aktivität der Nervenzellen ausgelöst werden.
Verschiedene Formen der Epilepsie
Die Internationale Liga gegen Epilepsie unterscheidet vier Hauptkategorien epileptischer Anfälle:
- Fokale Anfälle
- Entstehen in einer begrenzten Hirnregion
- Äußern sich durch Zuckungen einzelner Körperteile
- Können mit Bewusstseinsstörungen einhergehen
- Generalisierte Anfälle
- Betreffen beide Gehirnhälften gleichzeitig
- Führen oft zu Bewusstlosigkeit
- Beinhalten Krampfanfälle des ganzen Körpers
- Absencen
- Kurze Bewusstseinspausen von 5-30 Sekunden
- Treten häufig bei Kindern auf
- Werden oft als „Tagträumen“ fehlinterpretiert
- Status epilepticus
- Anfälle dauern länger als 5 Minuten
- Erfordern sofortige medizinische Behandlung
- Können lebensbedrohlich sein
Traditionelle Behandlungsmethoden
Die Standardtherapie bei Epilepsie umfasst verschiedene Ansätze:
Medikamentöse Therapie:
- Antiepileptika als Basistherapie
- Monotherapie bei 60-70% der Patienten erfolgreich
- Kombinationstherapie bei therapieresistenten Fällen
Nicht-medikamentöse Behandlungen:
- Ketogene Diät reduziert Anfallshäufigkeit
- Vagus-Nerv-Stimulation als ergänzende Therapie
- Operative Eingriffe bei fokaler Epilepsie
- Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- Vermeidung von Anfallsauslösern
- Stressreduktion durch entspannende Aktivitäten
- Anfallsart
- Häufigkeit der Anfälle
- Alter des Patienten
- Begleiterkrankungen
Wissenschaftliche Studien zu CBD bei Epilepsie

CBD zeigt in wissenschaftlichen Studien signifikante Wirkungen bei der Behandlung von Epilepsie. Die Forschungsergebnisse konzentrieren sich besonders auf therapieresistente Epilepsieformen wie das Dravet-Syndrom, das Lennox-Gastaut-Syndrom und die tuberöse Sklerose.
Die Wirkung von CBD auf Anfälle
CBD reduziert die Häufigkeit epileptischer Anfälle durch seine antikonvulsive Wirkung.
Epilepsie-Form | CBD-Dosierung | Anfallsreduktion |
---|---|---|
Dravet-Syndrom | 25-50 mg/kg/Tag | 37-42% |
TSC | 25-50 mg/kg/Tag | 47-49% |
Die therapeutische Wirkung von CBD entfaltet sich über einen Behandlungszeitraum von 16 Wochen. CBD interagiert mit spezifischen Rezeptoren im Gehirn, die die neuronale Erregbarkeit regulieren. Diese Interaktion führt zu einer Stabilisierung der Nervenzellaktivität.
Klinische Forschungsergebnisse
Klinische Studien belegen die Wirksamkeit von CBD bei therapieresistenten Epilepsieformen:
- Dravet-Syndrom-Patienten erfahren eine durchschnittliche Anfallsreduktion von 39%
- Lennox-Gastaut-Syndrom-Betroffene zeigen eine Verringerung der Anfälle um 42%
- TSC-Patienten erreichen eine Reduktion der Anfallshäufigkeit um bis zu 49%
Die Behandlung mit CBD erfolgt oral in Dosen zwischen 25-50 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Die Studienergebnisse zeigen eine besondere Wirksamkeit bei Patienten, bei denen traditionelle antiepileptische Medikamente keine ausreichende Wirkung erzielen.
Behandlungsdauer | Wirkungseintritt | Nachweisbare Effekte |
---|---|---|
16 Wochen | 2-4 Wochen | Reduzierte Anfallsfrequenz |
Verminderte Anfallsschwere | ||
Verbesserte Lebensqualität |
Die richtige Dosierung und Anwendung

Die Dosierung von CBD bei Epilepsie basiert auf individuellen Faktoren wie Körpergewicht, Anfallstyp und Schweregrad der Erkrankung. Die Anwendung erfolgt unter ärztlicher Aufsicht mit einer schrittweisen Dosisanpassung.
CBD-Produkte und Einnahmeformen
CBD steht in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung:
- CBD-Öle: Tropfen unter der Zunge für 60 Sekunden halten
- CBD-Kapseln: Standardisierte Dosierung für gleichmäßige Aufnahme
- CBD-Sprays: Praktische Anwendung für unterwegs
- CBD-Kristalle: Höchste Reinheit mit 99% CBD-Gehalt
Die Einnahme von CBD-Öl erfolgt vorzugsweise sublingual, da diese Methode eine Bioverfügbarkeit von 13-19% aufweist. Die empfohlene Startdosis liegt bei 5-10 mg CBD pro Tag, aufgeteilt auf 2-3 Einzeldosen.
Darreichungsform | Bioverfügbarkeit | Wirkungseintritt |
---|---|---|
CBD-Öl (sublingual) | 13-19% | 15-45 Minuten |
CBD-Kapseln | 6-15% | 30-90 Minuten |
CBD-Spray | 11-13% | 15-45 Minuten |
Mögliche Nebenwirkungen
CBD verursacht folgende dokumentierte Nebenwirkungen:
- Häufig:
- Müdigkeit
- Appetitveränderungen
- Durchfall
- Gelegentlich:
- Gewichtsveränderungen
- Schlafstörungen
- Erhöhte Leberenzymwerte
Die Studie aus 2017 zeigt, dass 12% der Teilnehmer die CBD-Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrachen. Besondere Vorsicht gilt bei der gleichzeitigen Einnahme von:
- Antiepileptika
- Blutverdünnern
- Antidepressiva
Eine regelmäßige Überwachung der Leberwerte ist während der CBD-Therapie erforderlich, da erhöhte Leberenzymwerte bei 5-20% der Patienten auftreten.
Rechtliche Situation in Deutschland
CBD-Produkte unterliegen in Deutschland strengen gesetzlichen Regelungen, die den Zugang für medizinische Zwecke regulieren.
Verschreibung und Kostenübernahme
CBD-haltige Arzneimittel mit einem THC-Gehalt unter 0,2% sind in Deutschland verschreibungspflichtig. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für CBD-Medikamente bei folgenden Voraussetzungen:
Voraussetzung | Details |
---|---|
Diagnose | Nachgewiesene therapieresistente Epilepsie |
Therapieversuche | Mindestens 2 erfolglose Standardtherapien |
Verschreibung | Durch Facharzt für Neurologie |
Medikament | Zugelassenes CBD-Präparat (z.B. Epidyolex®) |
Die Kostenübernahme erfolgt nach individueller Prüfung durch die Krankenkasse. Ein Antrag auf Kostenübernahme erfordert:
- Eine ausführliche ärztliche Begründung
- Dokumentation bisheriger Therapieversuche
- Nachweis der Therapieresistenz
- Behandlungsplan mit definierter Therapiedauer
Nicht-verschreibungspflichtige CBD-Produkte wie Öle oder Kapseln aus dem frei verkäuflichen Handel werden von den Krankenkassen nicht erstattet. Diese Produkte müssen einen THC-Gehalt unter 0,2% aufweisen und dürfen nicht als Arzneimittel beworben werden.
Fazit
CBD zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung verschiedener Epilepsieformen besonders bei therapieresistenten Fällen. Die wissenschaftlichen Belege für seine Wirksamkeit werden immer überzeugender.
Bevor du dich für eine CBD-Behandlung entscheidest solltest du dich ausführlich von deinem Arzt beraten lassen. Eine individuelle Dosierung und regelmäßige Überwachung sind für den Behandlungserfolg entscheidend.
Trotz der positiven Studienergebnisse ist CBD kein Wundermittel. Es kann jedoch als ergänzende Therapieoption die Lebensqualität von Epilepsie-Betroffenen deutlich verbessern. Mit der richtigen medizinischen Begleitung und sorgfältiger Anwendung bietet CBD eine hoffnungsvolle Alternative in der Epilepsiebehandlung.
Frequently Asked Questions
Was ist CBD und wie unterscheidet es sich von THC?
CBD (Cannabidiol) ist ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff aus der Hanfpflanze, der im Gegensatz zu THC keine berauschende Wirkung hat. Während THC stark psychoaktiv ist und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist CBD bei einem THC-Gehalt unter 0,2% legal erhältlich. CBD wirkt über das körpereigene Endocannabinoidsystem und hat verschiedene therapeutische Eigenschaften.
Wie wirkt CBD bei Epilepsie?
CBD zeigt eine antikonvulsive Wirkung und kann die Häufigkeit epileptischer Anfälle reduzieren. Studien belegen eine durchschnittliche Anfallsreduktion von 39-49% bei verschiedenen Epilepsieformen wie dem Dravet-Syndrom und dem Lennox-Gastaut-Syndrom. Die Wirkung tritt meist innerhalb von 2-4 Wochen ein.
Welche Dosierung wird bei Epilepsie empfohlen?
Die empfohlene Dosierung liegt zwischen 25-50 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht täglich. Die genaue Dosierung sollte individuell unter ärztlicher Aufsicht festgelegt und schrittweise angepasst werden. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens 16 Wochen.
Welche Nebenwirkungen kann CBD haben?
Die häufigsten Nebenwirkungen von CBD sind Müdigkeit, Appetitveränderungen und erhöhte Leberenzymwerte. Die Nebenwirkungen sind meist mild und vorübergehend. Eine regelmäßige Überwachung der Leberwerte während der Therapie wird empfohlen.
Werden die Kosten für CBD bei Epilepsie von den Krankenkassen übernommen?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur für verschreibungspflichtige CBD-Arzneimittel und nur bei nachgewiesener therapieresistenter Epilepsie nach erfolglosen konventionellen Therapieversuchen. Frei verkäufliche CBD-Produkte werden nicht von den Kassen erstattet.
Welche Darreichungsformen von CBD gibt es?
CBD ist in verschiedenen Formen erhältlich: als Öl, Kapseln, Sprays und Kristalle. Die sublinguale Einnahme von CBD-Öl (unter der Zunge) weist die höchste Bioverfügbarkeit auf und ist daher die effektivste Anwendungsform.
Wann sollte man CBD nicht einnehmen?
CBD sollte nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden, besonders bei bestehender Medikation, Schwangerschaft oder Stillzeit. Auch bei Lebererkrankungen ist Vorsicht geboten. Eine medizinische Beratung ist vor Therapiebeginn unerlässlich.
Wie schnell wirkt CBD bei epileptischen Anfällen?
Die antikonvulsive Wirkung von CBD setzt typischerweise innerhalb von 2-4 Wochen nach Therapiebeginn ein. Die volle Wirksamkeit zeigt sich oft erst nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme. Eine kontinuierliche Einnahme ist für den Therapieerfolg wichtig.